August 2025



„Ich würde es wieder machen“





Florian Rausch beim Bügeln und in der Küche des Hospiz. Text und Fotos: Ulrike Rapp-Hirrlinger





Dabei war es reiner Zufall, dass Florian Rausch im Hospiz gelandet ist. In Esslingen aufgewachsen legte er nach dem Realschulabschluss an der wirtschaftlich orientierten John-F.-Kennedy-Schule das Fachabitur ab. Um studieren zu können, fehlte noch eine Ausbildung oder eben ein FSJ. Bei der Suche stieß er auf die Stelle im Hospiz Esslingen. Nach einem Schnuppertag im Juni 2024 stand für den jungen Mann fest: „Das ist was für mich!“ Berührungspunkte mit der Hospizarbeit oder anderen sozialen Bereichen hatte er zuvor keine, erzählt Florian Rausch. Aber er habe im Vorfeld auch keine Bedenken oder Ängste gehabt. „Ich habe mich auf alles, was auf mich zukam, eingelassen.“ Auch habe er nur Aufgaben übernehmen müssen, die er sich selbst zugetraut habe. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die Hauswirtschaft wie Wäsche machen oder in der Küche mitzuhelfen. Das Bügeln, das ihm anfangs schwerfiel, gehe ihm heute locker von der Hand, sagt er nicht ohne Stolz. Auch bei der Körperpflege der Hospizgäste hilft er mit, macht ihnen ein Fußbad oder hilft mal beim Toilettengang. „Berührungsängste habe ich nicht, aber ich hatte anfangs Angst, etwas falsch zu machen.“ Doch die Mitarbeitenden hätten ihm gezeigt, wie er richtig heben oder zugreifen müsse.


Die Gäste selbst seien ihm gegenüber sehr offen. Gerne verbringt er auch einfach Zeit mit den Menschen, geht mit ihnen kleine Runden ums Haus spazieren, unterhält sich mit ihnen oder liest vor. „Das sind wirklich schöne Momente.“ Auch kleine Wünsche kann er erfüllen – mal einen Kuchen backen oder Pfannkuchen braten. „Zeit zusammen zu verbringen, tut den meisten gut“, sagt Rausch. Dabei erfährt er viel Persönliches von den Menschen, die im Hospiz ihre letzte Zeit verbringen. Viele sorgten sich um eher Alltägliches, beispielsweise wie es mit ihrer Wohnung oder dem Haustier weitergehe. Nicht alles, was er erfahre, sei schön - etwa, wenn es Streit in der Familie gebe. Das Gute nehme er gerne auch mit nach Hause, das Negative habe er gelernt im Hospiz zu lassen. Bedrückend findet Florian Rausch auch, wenn junge Menschen im Hospiz versterben, die oft mitten oder gar am Anfang ihres Lebens stehen. So wie die 19-jährige Frau, die an Krebs verstarb. Da habe er ganz stark empfunden: „Das Leben ist nicht fair.“


Und der Gedanke, dass es auch ihn treffen könnte, schlich sich in seinen Kopf. Schön findet er die vielen positiven Rückmeldungen, die er von den Gästen wie auch deren Familien bekommt. „Die sehen, dass ihre Angehörigen hier sehr gut betreut werden.“ Die Mitarbeitenden hätten viel Zeit für Zuwendung. Und er erzählt: „Die meisten im Hospiz sind friedlich gestorben.“ Er selbst nimmt viel mit aus seiner Zeit im Hospiz: Nicht nur die hauswirtschaftlichen Kompetenzen, sondern auch die guten Erfahrungen mit den Menschen dort. „Ich konnte vielen der Gäste noch eine Freude bereiten.“ Und er habe gelernt, dass die letzten Tage und Wochen im Leben nicht nur von Schwäche und Schmerz geprägt sein müssen, sondern auch positiv sein können. Beim Tod seiner Großmutter im Frühjahr hätten ihm die Erfahrungen im Hospiz geholfen, den Verlust zu bewältigen, sagt er. Noch ist sein FSJ nicht um. Und Florian Rausch kann sich sogar vorstellen, seinen Einsatz noch etwas zu verlängern, bis er eine Zusage für einen Studienplatz hat. Inzwischen muss es nicht wie ursprünglich geplant Betriebswirtschaft sein.


Er könne sich nach den Erfahrungen im Hospiz durchaus vorstellen, auch ein soziales Studium zu beginnen. Eines aber ist für ihn sicher: „Ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe.“ www.hospiz-esslingen.de